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  • AutorenbildThomas Hörmann

E-Bass abmischen

Aktualisiert: 19. Juli 2020

Beim Live-Mischen stellt der E-Bass (genauso wie die Bass-Drum) manchmal eine gewisse Herausforderung dar. Warum ist das so? Und wie bekomme ich den Bass-Sound in den Griff?




 

In der Pop- und Rockmusik gehört der E-Bass neben der Kick-Drum zum absoluten Fundament. Aber beim Live-Mixing ist er teilweise auch schwer in den Griff zu bekommen.


Shit in - Shit out


Zunächst einmal sollte man sich nicht verrückt machen. Als Tontechniker kann man aus schlechtem Tonmaterial kein Gold machen. Und das Problem beginnt häufig schon am Anfang, sogar VOR den Saiten.


Ich habe selbst schon Bassisten erlebt, die schlicht mit ihrem Instrument nicht vernünftig spielen können - und dann kann ich hinten noch so sehr am Sound schrauben - das wird dann einfach nichts.


Davon abgesehen beginne ich aber mit dem E-Bass-Sound immer an der Quelle (also am Instrument selbst) und arbeite mich dann bis zum Mischpult vor.


Wie klingt der Bass im Natursound?


Mein erster Weg ist also immer erst einmal, mit den Ohren das original-Signal des E-Bass anzuhören. Wie klingt das Teil denn aus dem Amp heraus?


Die Bassisten haben in der Regel am Bass selbst Potis, mit denen sie die Lautstärke einstellen können - dieser sollte voll aufgedreht sein.


Darüber hinaus gibt es häufig auch Potis für Höhen und Tiefen. Achtet darauf, dass diese nicht schon am Bass irgendwelche Teile des Frequenzspektrums weg nehmen. Bittet den Basser, dass er diese Potis ebenfalls voll aufdreht.



Wie nehme ich den Bass-Amp ab?


Kurze und einfach Antwort: Gar nicht!

Wie, gar nicht?


Es gibt für mich nur 2 Möglichkeiten einen Bass abzunehmen:


  1. Er hat am Amp einen XLR-Ausgang

  2. Er hat am Amp keinen Ausgang, dann schleife ich das Bass-Signal direkt vom Bass weg in eine DI-Box und erst danach in seinen Amp



In so eine DI-Box stecke ich das Klinken-Kabel vom E-Bass und wandle das Signal dadurch in ein Balanced Signal auf XLR um und kann es zum Mischpult führen.

Parallel dazu kann ich ein Klinkenkabel wieder aus der DI-Box zum Bass-Amp führen, damit der E-Bassist sich selbst aus seinem Bass-Amp hört.


Vorsicht beim XLR-Ausgang am Bass-Amp!


Wenn Ihr den E-Bass am Bass-Amp abnehmt müsst Ihr darauf achten, dass das Ausgangssignal PRE-Equalizer am Amp geschaltet ist. Was heißt das?


Der Amp hat für die eigenen Klangeinstellungen einen Equalizer (Höhen, Mitten, Tiefen). Bei den allermeisten Amps ist der XLR-Ausgang schon VOR dem Equalizer geschaltet.

Denn der Equalizer am Amp soll ja nur dazu dienen, den Sound des E-Bass auf dem Amp einzustellen. Wohingegen der XLR-Ausgang das Ziel hat, ein möglichst unverfälschtes Bass-Signal ans Mischpult zu schicken. Daher macht es Sinn, dass das Signal an der Buchse schon abgegriffen wird bevor es in den Equalizer für den Amp geht.


Wenn der XLR-Ausgang aber POST-Equalizer geschaltet ist - also das Bass-Signal erst durch den Equalizer läuft und danach auf den XLR-Ausgang zum Pult, dann würde ich den Bass mittels DI-Box abnehmen und nicht den Anschluss am Amp nutzen.


Denn erfahrungsgemäß funktioniert das nicht, dass der Bassist erst seinen Amp mit dem Equalizer einstellt und danach der Tontechniker mit diesem Signal dann über die PA etwas vernünftiges anfangen kann.



Raum-Akustik


Wenn das E-Bass-Signal jetzt am Pult angekommen ist, lauert die Problematik der Raum-Akustik auf den Tontechniker. Und das in zweierlei Hinsicht.


Zunächst solltet Ihr darauf achten, dass der Sound vom Bass-Amp nicht zu laut, nicht zu störend wirkt und auch keine Probleme mit störenden Frequenzen im Raum auftauchen.

Eventuell hilft bei Probleme das Schrauben am Amp-Equalizer oder auch das Versetzen der Position des Amps.

 

Das zweite Problem mit der Raumakustik entsteht mit der PA selbst. Deshalb ist es unabdingbar dass vorher die PA auf den Raum eingemessen bzw. eingestellt wurde, sodass Ihr nicht Gefahr lauft, dass die PA selbst durch das Bass-Signal im Raum ungewollte Störfrequenzen erzeugt.


Wenn Ihr den Bühnensound im Griff habt, die PA auf den Raum eingestellt ist, erst dann macht es Sinn, am Mischpult die Gain-Empfindlichkeit einzustellen (Achtung: Bei Einsatz einer aktiven DI-Box braucht Ihr auch Phantom-Power am Eingang) und den Fader hoch zu ziehen.


EQ-ing für den E-Bass


Erst jetzt solltet Ihr über die Anlage den Sound des E-Bass prüfen und das zunächst bei einem neutralen EQ.


Generell würde ich als erstes den HPF setzen. Allerdings für den E-Bass nur leicht, bis 35-40 Hz. Und bei Bedarf würde ich über 10 kHz ebenfalls einen LPF setzen.


Danach gilt es noch störende, brummende oder raumakustisch schwierige Frequenzen heraus zu ziehen.


Der EQ für den Bass ist - wie oben erwähnt - sehr stark abhängig vom Spielvermögen des Bassisten. Wenn Ihr einen guten Bassisten mit sauberem Sound habt, dann bietet es sich an, 200 Hz und 400 Hz etwas anzuheben. Das gibt dem Bass mehr Wärme.


Bass Drum und E-Bass - Zwillingsbrüder


Ich achte beim EQing immer darauf, dass Bass-Drum und E-Bass sich im Frequenz-Bereich nicht in die Quere kommen. Im idealen Fall ergänzen sie sich gegenseitig.


Häufig bekommt die Bass-Drum von mir eine kleine Anhebung in den Tiefen. Der E-Bass manchmal auch - hängt von der Charakteristik des Sounds ab. Ungut wäre es wenn beide Instrumente im gleichen Frequenzbereich gepusht werden.


In der Darstellung unten war es optimal: Ich musste den E-Bass ohnehin in dem Frequenzbereich etwas zurück nehmen, dort wo ich die Kick-Drum gepusht habe.

Der E-Bass hatte sein volles Spektrum bei 50 Hz, die Kick-Drum leicht darüber.

Damit ergänzten sie sich im Sound hervorragend zu einander.





Dynamics - Kompressor


Beim Einsatz des Kompressors bin ich insofern vorsichtig, als dass ich den E-Bass nicht zu stark komprimiere. Nur ein leichtes "Deckeln" seines Sounds ist sinnvoll.


Warum?


Eine zu starke Kompression beim E-Bass bewirkt, dass er an Tiefe und an rundem Sound verliert. Der Sound wird dünn und Oberton-lastig.



Mit dem Attack und der Release-Zeit müsst Ihr spielen - ich setze im Standard 15ms Attack und 250ms Release. Je länger der Release, desto fetter wird der Bass Sound - je kürzer der Release, desto dünner wird er.

Wenn Ihr natürlich einen totalen Anfänger oder unfähigen Bassisten vor Euch habt, der total ungleichmäßig spielt (hatte ich alles leider auch schon), dann bleibt Euch nichts anderes übrig, als ihn stark zu komprimieren, damit die Bassline eine gleichmäßige Dynamik bzw. Lautstärke produziert. Schön ist das dann nicht.


Mit diesen Tipps solltet Ihr einen schönen, knackigen, fetten E-Bass-Sound auf die PA zaubern können. Viel Spaß beim Ausprobieren!

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